Bienen

von Alexej Schipenko

Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben.

Der Maya-Kalender erreicht am 21.12.2012 das Ende unseres gegenwärtigen vierten Zeitalters, das am 11. August 3114 v. Chr. begonnen hat. Mit dem vierten Zeitalter endet unsere gegenwärtige menschliche Zivilisation, weil die Menschheit in eine gänzlich neue Ära eintreten werden. So ist der 21.12.2012 ein Datum, an dem sich apokalyptische Szenarien, Verschwörungstheorien, menschliche Grundängste entzünden, die in Literatur, Film und im Internet ausgiebig gepflegt werden.

In „Bienen“ nähert sich Alexej Schipenko diesem Tag auf zwei Arten: er mythologisiert das Datum, die den Weltuntergang erwarten, gleichzeitig dekonstruiert er es aber auch. Am 21. Dezember wird etwas geschehen, erzählt Alexej Schipenko in „Bienen“, aber was genau, das kann niemand sagen. Und so schickt er 3 Menschen, eine Ziege und einen Fahrstuhl auf eine Reise durch die Möglichkeiten der Apokalypse.

Letzte Joints, letzte Liebesszenen, eine letzte Biene auf der Suche nach einem Partner, Erinnerungen an verpasste Chance und ungeborene Kinder, das U-Boot Kursk, das in der Barentsee untergegangen ist, ein vermintes Gelände mitten im Tschetschenienkrieg, ein Weihnachtsmann, der seine Geschenke nicht mehr verteilen kann, eine Filmemacherin, die in all dem Untergang einen Film über die Liebe erträumt, Roland Emmerich, der in seinen Filmen die Katastrophe beschwört um sie zu bannen, ein Techniker, der am Fahrstuhl verzweifelt – all das und noch viel mehr sind die Situationen, Orte, Menschen, mit denen O-Team das Publikum konfrontiert.

Oktober 2011 im Theater Rampe, Stuttgart

Wiederaufnahme im April 2012 im Theaterhaus Jena

Mit: Folkert Dücker, Monika Hölzl, Andriy Kritenko und der Stimme von Frank Deesz

Regie: Samuel Hof / Musik: Markus Birkle / Bühne & Kostüme: Nina Malotta / Übersetzung: Anna Langhoff / Dramaturgie: André Becker & Jonas Zipf / Sound & Video: Pedro Pinto / Produktion: Markus Niessner / Assistenz: Clara Gohmert

Koproduktion zwischen O-Team, dem Theater Rampe, Stuttgart und dem Theaterhaus Jena

Presse:

Stuttgarter Zeitung, 2.11.2011, von Thomas Rothschild
[...] Alexej Schipenko, fünfzig Jahre alt und seit Längerem in Berlin zu Hause, knüpft wie viele russische Künstler, zunächst im Untergrund, dann international gefeiert, an die frühe sowjetische Avantgarde an, die ihrerseits eine Affinität zum Surrealismus hatte. Der Regisseur Samuel Hof und die Darsteller Monika Hölzl, Folkert Dücker und Andrej Kritenko, unterstützt von Markus Birkle, der auf der Gitarre Musikfetzen beifügt wie Hy Cooder einem Film von Wim Wenders.

Mehr…

Die Darsteller werden der Vorlage vollauf gerecht, indem sie darauf verzichten, so zu tun, als gäbe es da Rollen, in die man sich einfühlen könne,
Den epischen Charakter unterstreicht eine Stimme aus dem Nichts, die einen fast nur aus Hauptsätzen im Präsens bestehenden Text spricht. Nähme man den scheinbaren Tiefsinn ernst, wäre er prätentiös. Das ist er aber nicht. Was da so vermessen klingt, ist pure Dichtung, In der Rampe, die sich schon so oft um Gegenwartsdramatik verdient gemacht hat, wird mit den „Bienen“ keine äußere Wirklichkeit simuliert, keine Wahrheit gepredigt, sondern ein poetisches Universum entworfen.

Weniger…